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Zurück zur Natur - mein persönlicher Weg

Aktualisiert: 1. Juli


Zurück zur Natur - mein persönlicher Weg

Anfang der 2000er war ich in einer beruflichen Welt unterwegs, wo es noch eher ungewöhnlich war, auf die Natur, Tier- oder Umweltschutz zu achten. Dass ich bereits damals Vegetarierin war oder mit Vorliebe im kleinen Bioladen einkaufte, wurde eher als exotisch betrachtet. Und wer mit dem Fahrrad zum Vorstandsmeeting kam, wurde nicht unbedingt anerkennend angeschaut, sondern eher gefragt, ob denn wohl das Auto kaputt sei. Ich habe das gar nicht hinterfragt und bin zumindest beruflich mitgeschwommen auf der Welle des Kapitalismus.


Dabei war ich als Kind unglaublich viel in der Natur. Wir haben direkt an weiten Feldern gewohnt und ich war am liebsten draußen oder im Pferdestall. Mit Eintritt ins Berufsleben und dem Erklettern der vermeintlichen Karriereleiter habe ich mich der und meiner Natur entfernt und fand mich irgendwann in unbequemen Highheels und engen Kostümen im sogenannten Businessleben wieder. Ich weiß noch, wie ich mit Kunden im ICE in der 1. Klasse auf dem Weg nach Köln zu einer Messe raste. Es ging um Stakeholder Value, Customers und Corporate Identity. Draußen aber, da war die Weite. Da zogen endlose Rapsfelder an mir vorbei über die der blaue Himmel strahlte und da fragte ich mich „Was zum Henker tue ich hier?“ Ich wollte da draußen sein und mich wieder Eins fühlen mit der Natur. Durch die Felder laufen und alles abschütteln, was mich einzwängte.


Es hat noch ein paar Jahre gedauert, bis ich dann tatsächlich meine Agentur verkaufte und aus diesem Höher-Schneller-Weiter-Leben ausgestiegen bin. Seitdem kam Stück für Stück die Natur zurück in mein Leben. Aus einem zunehmenden inneren Widerstand gegen alles Künstliche. Im Kleinen, ganz Persönlichen, wie unverarbeitete Lebensmittel zu verwenden, Naturkosmetik, Kleidung aus Naturmaterialien, mir Wissen über Wirkung von Pflanzen und Kräutern anzueignen oder zu gärtnern. Und ohne jeglichen Anspruch an Perfektion, sondern mit Neugierde und Spaß am Entdecken und Lernen.


Und auch beruflich. Mit dem Zeichnen von Naturmotiven fing es 2008 an und führte mich bis zur Arbeit als Gartendesignerin heute. Dabei geht nicht gar nicht darum, sich beruflich mit Natur zu beschäftigen, sondern seinen Beruf nach seiner Natur und seiner Persönlichkeit zu wählen. Ich liebe es zum Beispiel, Harmonie zu erschaffen. Damals als Kommunikationsberaterin zwischen Menschen, heute im Design von Außen- und Innenräumen und Objekten.

Ich glaube, dass jeder Mensch Talente und Fähigkeiten hat, die etwas ganz Besonderes sind. Das muss nicht gleich dazu führen, dass man Präsidentin oder Pop-Star wird. Es geht viel mehr um die kleinen Puzzleteile, die die Welt braucht, um noch ein Stückchen besser werden. Klingt jetzt ein bisschen pathetisch, aber ist so.


So war ich schon immer fasziniert von Menschen, die etwas mit Leidenschaft und Herzblut gemacht haben. Deren Augen strahlen, wenn sie über ihre Arbeit sprechen und in ihr eintauchen, bis das Ergebnis perfekt ist. Ob ein Schreiner, der tagelang an einem Möbelstück werkelt, bis es weich geschmirgelter und nach Bienenwachs duftend für die Kund:in bereit steht. Eine Lehrerin, die mit Zugewandtheit und Wärme über selbst die wildesten ihrer Schüler:innen spricht. Oder der Hotelier eines kleinen Landhotels, der jedes Zimmer nochmal mit Liebe zum Detail anschaut, bevor die nächsten Gäste kommen, die Ecken der strahlend weißen Bettwäsche richtet und frische Blumen auf den Tisch stellt.

Und so war nach dem Verkauf meiner Agentur damals mein berufliches Ziel nicht mehr, "Big Business" zu machen, sondern meine Leidenschaft zu finden, dort anzukommen und zu bleiben.


Diese Entwicklung von der Illustratorin, über die Raumgestaltung zur Gartendesignerin dauerte ein paar Jahre. Jahre des Lernens, sich Weiterbildens und dann des "Sich-Trauens", Altes hinter sich zu lassen und mit geschmeidigen 50 Jahren sich auf seine Leidenschaft zu konzentrieren. Es ist ein Geschenk, jeden Tag mit Vorfreude an neue Projekte zu gehen und mit dem, was man erschafft, anderen Menschen eine Freude zu machen.


Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden. Besser gesagt: darf seinen eigenen Weg finden. Wir sind alle natürlich eingebunden in Rahmenbedingungen, wie finanzielle Möglichkeiten, Zugang zu Bildung, familiäre Verpflichtungen usw. Ich wünsche jedem Menschen, dass innerhalb dieses Rahmens genug Freiraum bleibt, um die eigene Natur zu entdecken und entfalten zu lassen. Ob mit 20 Jahren, mit 50 oder mit 75. Jetzt weiß ich aus eigener Erfahrung: es lohnt sich:-).


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